Vermögensverwalter raten zu mehr Risiko


Der Dax beginnt auch das neue Jahr mit einem Rekord und fällt dann kräftig. Junge Leute sollten fast 60 Prozent ihrer Anlagen in Aktien halten, empfehlen Vermögensverwalter, Viele warnen vor Anleihen.

ham. FRANKFURT, 2. Januar. Vermögensverwalter raten zum Jahresbeginn 2014 zu den höchsten Aktienquoten seit dem Jahr 2007. Ein 30 Jahre alter Anleger sollte 58 Prozent seiner Anlagen in Aktien investieren, ergab eine Umfrage zum richtigen Anlagemix, die diese Zeitung seit zehn Jahren durchführt. Im vergangenen Jahr lag die empfohlene Aktienquote für Dreißigjährige knapp unter 50 Prozent, im Jahr davor sogar nur bei 33 Prozent. Für sechs von sieben Vermögensverwaltern ist die Aktie für junge Menschen die wichtigste Anlageform. Älteren Menschen dagegen, etwa einem 60 Jahre alten Anleger mit geringerer Risikoneigung und kürzerem Anlagehorizont, empfehlen vier von sieben Vermögensverwaltern überwiegend Anleihen.

Die größte Ausnahme unter den befragten Vermögensverwaltern ist Joachim Paul Schäfer von PSM. Er hat zwar seine Aktienquote im Vergleich zum Vorjahr für einen dreißig Jahre alten Anleger verdoppelt - auf gleichwohl nur 20 Prozent. Schäfer rät als einziger auch jungen Leuten vor allem zu kurz laufenden Anleihen und begründet dies so: "Die Aktienmärkte sind seit längerem überbewertet und bewegen sich Richtung Gierphase. Deshalb ist zumindest zu Beginn des Jahres 2014 eine vorsichtige Strategie angebracht."
Dass Schäfer womöglich nicht ganz falsch liegt, dafür könnte schon der erste Handelstag ein Beleg sein. Der Dax begann zwar das neue Jahr wie er das alte beendet hat: mit einem Rekord; doch vom neuen Höchststand von 9620 Punkten aus zog es den Index schnell wieder unter 9600 Punkte. Bis zum Handelsschluss am Donnerstag rutschte der Dax dann sogar um 1,6 Prozent auf exakt 9400 Punkte.

Noch mehr Vorsicht als am Aktienmarkt, darin sind sich alle Vermögensverwalter einig, sollten Anleger im Jahr 2014 auf dem Anleihemarkt walten lassen. Eine Mehrheit rät von lang laufenden Anleihen ganz ab. Doch kein anderer empfiehlt wie Burkhard Wagner von Partners angesichts hoher Aktien- und Anleihekurse zu immerhin 25 Prozent Kasse. Bis Anleger dieses Geld investierten, sollten sie eine Korrektur am Aktienmarkt von 12 bis 15 Prozent abwarten. Und am Anleihemarkt sollten sie erst lang laufende Anleihen kaufen, wenn es dafür einen Prozentpunkt mehr Rendite gibt, rät Wagner. Derzeit werfen Bundesanleihen mit zehn Jahren Laufzeit 1,95 Prozent ab. Nicht nur sind die Zinsen niedrig, es drohen Kursverluste, wenn die Zinsen steigen.

"Nach dreißig Jahren fallender Zinsen ist wahrscheinlich 2013 die Zinswende er- folgt", sagt Marco Herrmann von Fiduka. Weil Kursverluste die Renditen gerade lang laufender Anleihen "nahezu auffressen", sollten jüngere Anleger stattdessen in Aktien investieren, auch in Schwellenländern wie China und Russland. Der Bewertungsabschlag dort zu Aktien in Industrieländern von fast 30 Prozent sei nicht gerechtfertigt, meint Herrmann.

Die meisten Vermögensverwalter aber sehen am deutschen und am amerikanischen Aktienmarkt trotz der Rekordniveaus noch gute Chancen. "Es braucht jetzt keine Exoten, die Chancen liegen vor der Haustür oder nur einige Klicks entfernt in den Vereinigten Staaten", sagt etwa Georg Thilenius. Er nennt die niedrigen Energiekosten in Amerika als wichtigen Wettbewerbsvorteil. Hans-Georg Kuhlmann von PAM erwartet politische
Unterstützung für die deutschen Energieversorger RWE und Eon nach dem Einstieg der SPD in die Bundesregierung. Ihre Aktienkurse haben unter der Energiewende der Vorgängerregierung besonders gelitten. Kuhlmann rät zu großen deutschen Unternehmen, weil sie höhere Abgaben besser verkraften könnten. Jörg Bohn von Artus denkt dagegen darüber nach, einen Teil seiner Kasse in Nebenwerte zu investieren. Hansen & Heinrich
hält hohe Dividenden für das wichtigste Kriterium bei der Aktienauswahl 2014.
Zudem denkt dieser Vermögensverwalter darüber nach, "in einer Welt, die einer bisher unbekannten Papiergeldschwemme ausgesetzt ist, die Goldquote aufzustocken". Für andere Vermögensverwalter
hat Gold deutlich an Glanz verloren.

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