Home Depot - Wo 3000 Multimillionäre in einer Firma arbeiten ...


... sollte sich ein Anleger überlegen, warum sie das (immer noch) tun. Und ob dieses Unternehmen womöglich ein Investment wert ist. Im Fall der US-Baumarktkette Home Depot würde der Anleger zudem ein Modell der Teilhabe fördern, an dem Ludwig Erhard wahre Freude gehabt hätte.

Die ungleiche Verteilung der Vermögen in Deutschland ist Gegenstand einer intensiven Debatte. Dieses Thema hat jetzt auch den Wahlkampf zur Europawahl erreicht. Die SPD macht sich vernünftigerweise stark für einen Abbau der Ungleichheit. Eines der berühmtesten Bücher der Wirtschaftsgeschichte, nämlich Ludwig Erhards "Wohlstand für Alle", ist seit mehr als 60 Jahren auf dem Markt, dessen Thesen dazu werden aber bedauerlicherweise zu wenig befolgt.

Jetzt kommt ausgerechnet aus den USA eine Meldung, die aufhorchen lässt. Die amerikanische Baumarktkette Home Depot beschäftigt nach Aussagen des Co-Gründers Ken Langone nämlich über 3000 Multimillionäre. Wie kommt so etwas? Haben sich hier etwa einige wohlhabende Damen und Herren von der Wall Street zu einem Konsortium zusammengetan und bevölkern nun den Vorstand und die oberen Etagen der Zentrale in ihren Business-Anzügen und fahren abends mit teuren Autos vom Hof?

Nein, die Wahrheit liegt wo anders. Die meisten der 3000 Multimillionäre bei Home Depot taten oder tun noch immer genau das, was ihre deutschen Kollegen bei Bauhaus, Hornbach, Obi und Co. tun, nämlich Kunden beraten, Ware bestellen und dafür sorgen, dass der Laden läuft. Wie werden die dann aber zu Multimillionären?

Belegschaftsaktien fördern auch die Identifikation mit dem Arbeitgeber

Die Antwort heißt ganz einfach Vermögensaufbau für Arbeitnehmer durch Unternehmensbeteiligung - ganz im Sinne von Ludwig Erhard von vor 60 Jahren. Die meisten der Multimillionäre von Home Depot haben vor sehr vielen Jahren im Betrieb klein angefangen mit Regale einräumen, Kunden beraten, Ware disponieren und ähnlichem. Über die reguläre Bezahlung hinaus hat der Arbeitgeber ihnen sehr großzügig Aktienoptionen eingeräumt, um sich damit an der Firma beteiligen zu können und im Laufe der Zeit selbst eigenes Kapital aufzubauen.

Und so kommt es, dass viele Mitarbeiter, die seit 20 oder 30 Jahren im Unternehmen sind, Belegschaftsaktien aus der Ausübung ihrer Optionen in Beträgen von mehr als zwei Millionen Dollar haben.

Dies ist nicht nur gut für die individuelle Vermögensbildung, sondern fördert natürlich auch die Identifikation der Mitarbeiter mit dem Unternehmen. Denn jeder Mitarbeiter weiß, dass mit jeder verkauften Gipskartonplatte auch der Gewinn seiner Aktien steigt.

Co-Gründer Ken Langone sagt zur Begründung, dass ihm 13 Prozent, der Aktien von Home Depot völlig ausreichen und er gerne seinen Wohlstand mit seinen Mitarbeitern teilt. Da Home Depot insgesamt etwas über 200 Milliarden wert ist, liegt der Wert seines Anteils bei ungefähr 27 Milliarden Dollar.

Für Anleger mit einem ethischen Ansatz ist dies ein hochinteressantes Modell und ein gutes langfristiges Investment, das dazu beiträgt, auch die Vermögensbildung der Arbeitnehmer zu fördern.

Wann reagiert die Politik in Deutschland?

Home Depot hat den Gewinn pro Aktie in den vergangenen fünf Jahren im Schnitt um 20,5 Prozent gesteigert. Durch die jetzt etwas langsamer laufende, aber immer noch gut wachsende amerikanische Wirtschaft dürfte das Gewinnwachstum in diesem und in den kommenden fünf Jahren auf ungefähr 12 Prozent jährlich zurückgehen. Dies ist immer noch auch angesichts der wirtschaftschaftlichen Abkühlung ein sehr respektabler Wert. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis für die nächsten 12 Monate liegt bei knapp 16, was angesichts der Wachstumsraten ein angemessener Wert ist. Die Dividendenrendite beträgt 3,0 Prozent.

Dies ist eigentlich eine Steilvorlage für den Wahlkampf der SPD. Wir dürfen daher gespannt sein, wie sie dieses Thema angeht. Wird sie sich als Vorkämpferin für den Abbau der Ungleichheit für dieses Konzept der Förderung der Belegschaftsaktien einsetzen?

 

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