Adidas spurtet voran


Kein Dax-Konzern hat die Dividende stärker angehoben als Adidas. Besonders zuverlässig sind Henkel, Fresenius und die Münchener Rück.
Die Aktie von Coca-Cola hätte man haben müssen: Anleger hätten seit Jahren jedes Jahr mehr Dividende bekommen. Nicht ein einziges Jahr wurde sie nur stabil gehalten oder gar gekürzt - und das jeder Wirtschaftskrise zum Trotz. Acht Rezessionen gab es seitdem einschließlich der schweren Ölkrisen in den siebziger Jahren.

Der Konsumgütergigant Procter & Gamble (Gillette, Oral-B, Meister Proper, Ariel, Wella) hat sogar die vergangenen  Jahre immer seine Ausschüttungen erhöht, im Durchschnitt um 9,5 Prozent. Und seit 121 Jahren hat der Konzern noch nie eine Ausschüttung ausfallen lassen, wie es viele andere Firmen in einer Krise tun mussten.

Auch in Deutschland gibt es einige Unternehmen die schon seit Jahrzehnten eine sehr stabile Dividendenpolitik verfolgen. Solche Firmen stoßen derzeit auf besonderes Interesse der Anleger. Denn hohe und stabile Dividenden sind gefragt. In unsicheren Börsenzeiten wie aktuell wirken sie wie ein Sicherheitspuffer. Sie werden gezahlt, auch wenn der Aktienkurs unter Druck gerät. Sie federn demnach Kursverluste ab. Sie sind im Moment so hoch, dass sie mehr Ertrag einbringen als die Zinskupons bei Anleihen. Das ist wichtig für die, denen ein regelmäßiges, jährliches Einkommen aus ihren Wertpapieren wichtig ist. Vergleichen lassen sich die jährlichen Zahlungen bei Aktien und Anleihen mit der Dividendenrendite, also der zuletzt gezahlten oder erwarteten Dividende im Verhältnis zum Kurs. Sie ist weit höher als der Durchschnittszins.

Diese Dividendenrendite sollte aber bei der Auswahl dividendenstarker Aktien nicht das alleinige Kriterium sein. Denn es gibt immer wieder Unternehmen, die in einigen Jahren hohe Ausschüttungen leisten, die dann aber in Rezessionsjahren wieder deutlich zusammenstreichen. Das wäre nicht im Sinn des Anlegers, der die laufenden Einnahmen fest einplant. Daher ist es wichtig, dass die Unternehmen nicht nur manchmal, sondern möglichst immer ihre Dividenden zumindest stabil halten.
Nicht für jedes Unternehmen ist ein derartiges Versprechen sinnvoll. Wenn die Gewinne stark schwanken oder auch mal Verluste anfallen, wäre es fatal, die Dividenden nicht auch einmal zu kürzen. Denn andernfalls griffe die Ausschüttung die Substanz des Unternehmens an. Mit solch schwankenden Erlösen kämpfen konjunkturabhängige Firmen, wie in Deutschland vor allem die Auto- und Maschinenbauer oder Chemiewerte. Sie sind daher unter den dividendenstabilen Aktien mit Ausnahme von Siemens und BMW nicht zu finden.

Weniger Überraschungen erleben Anleger hingegen mit Aktien, die stetige Gewinne weitgehend unabhängig von der Konjunktur erzielen. Ihnen fiel es leichter, die Dividenden unangetastet zu lassen, selbst wenn sie mal ein vergleichsweise schlechtes Jahr haben. Solche Unternehmen sind zum Beispiel Medizintitel wie Fresenius sowie Versicherungen wie die Allianz oder die Munich Re (siehe große Grafik). Die Rückversicherung glänzt sogar damit, dass sie seit 1969 ihre Dividende noch nie gekürzt oder gar ganz gestrichen hat. Seit 1980 beziehungsweise nach dem Börsengang ist das im Dax auch nur der Deutschen Börse, Linde, Henkel und Metro gelungen. Das hat der Vermögensverwalter Thilenius in einer Auswertung für diese Zeitung herausgefunden. Sonderdividenden hat er nicht berücksichtigt, weil sie erfahrungsgemäß im folgenden Jahr nicht mehr anfallen.
Negativ fallen hingegen vier Firmen auf. Die Commerzbank hat schon sechsmal die Dividende gestrichen, Lufthansa zehnmal, K+S fünfmal. Und Infineon hat in seinen etwas mehr als zehn Börsenjahren seit dem Börsengang gar nur zweimal überhaupt eine Dividende gezahlt. Auch VW und die Telekom mussten die Ausschüttung mehr als einmal streichen.

Die Stabilität der Ausschüttung reicht aber noch nicht dafür aus, eine Aktie als dividendenstark zu bezeichnen. Die Höhe der Anhebung ist auch entscheidend. Metro etwa hat die Zahlungen an die Aktionäre nie gekürzt Aber auch nur fünfmal seit dem Börsengang erhöht. Mit einem Anstieg der Dividende um 58 Prozent seit 1996 gehört Metro zu den schwächsten im Dax. Am stärksten angehoben haben Adidas mit mehr als 2000 Prozent, Deutsche Börse und Volkswagen mit mehr als 1000 Prozent. Auf der anderen Seite liegen die Dividenden von fünf von 30 Dax-Unternehmen sogar unter denen von 1996 beziehungsweise dem Börsengang.

Eine starke Anhebung der Dividende ist also neben der kontinuierlich ungekürzten Zahlung ein zentrales Kriterium für Anleger, denen Ausschüttungen wichtig sind. Aber sie erfreuen sich nur daran, wenn nicht Kursverluste alle Erträge wieder aufzehren. Dafür gibt es Beispiele. In diesem Jahr sind etwa die dividendenstarken Versorger wie Eon und RWE nach dem Atomausstieg die Verlierer 2011. Nach der Jahrtausendwende erwischte es die Deutsche Telekom, die zwar mit hohen Dividenden glänzte, aber mächtig im Kurs verlor.
Auch der Glanz der Münchener Rück verblasst, wenn man die Kurse von 2000 mit den heutigen vergleicht. Damals kostete die Aktie fast 400 Euro. Heute sind es noch 83 Euro. Dafür kann Adidas abermals punkten. Seit 1996 hat sich der Aktienkurs verfünffacht. (Autor: DYRK SCHERFF)

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